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„Tiere gehören einfach in mein Leben!“

Fotos: Tanja Brandt

Tanja Brandt ist Tierfotografin, Bestseller Autorin und bekannt für ihre emotionale Bilder. Häufig in ihren Motiven wiederzufinden sind vor allem ihr Hund Ingo und ihre Eulen. Im Interview erzählt sie, wie sie zu diesem Beruf gekommen ist und beschreibt ihre besondere Beziehung zu Tieren.

Wie bist du Tierfotografin geworden und wie kann man sich diesen Beruf vorstellen?

Ich hatte vor circa zehn Jahren einen Schlaganfall und konnte weder sprechen noch richtige Bewegungen ausführen, und da entschied ich, nur noch mit den Tieren zu leben. Zu dem Zeitpunkt hatten wir eine Spedition und haben rund um die Uhr gearbeitet – all die Jahre. Mit Tieren hatte ich schon immer gelebt, aber diese kamen wegen der Arbeit oft etwas zu kurz. Ich bekam eine Kamera und rannte mit dieser überall durch die Natur und fotografierte, was das Zeug hält. Am meisten natürlich meine Hunde. Meine Bilder waren super schlecht und viele blockierten mich natürlich auch auf Facebook. Das war mir egal. Ich sah die Welt durch die Kamera und entdeckte und lernte jeden Tag dazu. Ich würde sagen, die Fotografie hat mir geholfen, gesund zu werden. Nach und nach wurde ich besser und es kamen immer mehr Anfragen nach Shootings und Workshops. So richtig geschäftstüchtig war ich da aber nie – ich verschenke viel zu viel.

Auf deinen Bildern bist du den Tieren sehr nah und deine besondere Bindung wird ersichtlich. Was bedeutet dir das? Worauf musst du achten, damit diese Bilder so besonders werden?

Ich habe von Anfang an mein Leben nach Tieren ausgerichtet. Meine erste Ausbildung (Bürokauffrau) und die Anstellung nach der Ausbildung ausgesucht, nach Erlaubnis, wo ich die Hunde mit zur Arbeit nehmen konnte. Ich liebe meine Tiere (überhaupt Tiere) über alles. Aber ich vermenschliche sie nicht. Die Tiere bedeuten mir alles. Sie trösten mich, wenn ich traurig bin, sie beschützen mich (zumindest die Hunde) und ich sie. Vor allem aber zeigen sie mir, daß ich auch abschalten muss, die Welt durch andere Augen sehen muss, im Jetzt leben.

Wie würdest du grundsätzlich deine Beziehung zu den Tieren beschreiben und wie begleitet dich diese über deinen Arbeitsalltag hinaus?

Ich unterscheide nicht zwischen Arbeit und Arbeitsalltag. Tiere gehören einfach in mein Leben. Egal ob ich verletzte Tiere pflege oder Wildlife fotografiere, Shootings habe – alles ist mein Leben und gehört zusammen. Ich bin ziemlich schrullig und vergesse oft die Zeit. Das ist es auch, was oft meine Bilder ausmacht. Wenn ich die Zeit habe, lasse ich die Tiere machen. Wir ziehen durch die Gegend, quatschen (jaaa, ich weiß….lach), beobachten, sitzen irgendwo und schauen die Natur an und irgenwie interagieren meine Tiere oder machen etwas. Und das versuche ich festzuhalten. Wenn ein verletztes Tier gemeldet wird, ist es egal, ob wir gerade auf dem Weg ins Restaurant sind oder längst schlafen. Da muss man nicht nachdenken. Und wenn ich zum Fotografieren fahre, dann weiß ich automatisch, dass ich plane, ob meine Hunde mitgehen, ob jemand zuhause auf sie aufpasst, wer sich um die Vögel kümmert. Das geht alles so automatisch.

Wenn du in der Natur unterwegs bist und auf Tiere triffst, fällt dir da eine Veränderung in den letzten Jahren in ihrem Verhalten und deren Erscheinungsbild auf?

Oha, eine echt schwierige Frage, über die ich etwas nachdenken muss. Tatsächlich habe ich aber einige merkwürdige Beobachtungen gemacht, die viele vielleicht nicht teilen werden. In den vorangegangenen Jahren hatte ich die Befugnis fürs Tagebaugelände, weil ich mich dort auch um die verletzten Tiere gekümmert habe. Viele viele Stunden war ich mit meinem Malinois Ingo dort unterwegs. Nirgends sonst gab es so eine Artenvielfalt, so viele seltene Tierarten, überhaupt so viele Tiere. Dort kamen aber eben auch kaum Menschen hin – die Bagger waren für die Tiere kein Problem. Solche Gebietestehen sehr in der Kritik, für die Tierwelt sind sie aber großartig. Für mich als Fotograf kann ich sagen, daß Fotospots inzwischen unglaublich überlaufen sind. Irgendwer postet: Sperbereule in xyPusemuckel gesichtet und sofort sind dort unzählige Fotografen.

Wie versuchst du, durch deine Bilder und deine Reichweite auch auf Themen wie Tierschutz oder Tierwohl aufmerksam zu machen?

Tierschutz ist so ein wahnsinnig riesiges Thema. Was ich auf alle Fälle versuche ist, mich natürlich für Eulen und Greifvögel einzusetzen. Immer wieder. Im Verein versuchen wir Nistkästen zu bauen, Wiederansiedlungsprojekte mit zu finanzieren und vieles mehr. Von jeher züchte ich meine Steinkäuze für Auswilderungsprojekte. Ich mache Eulen-Info-Abende, habe kostenlose Broschüren für Kinder drucken lassen, wir klären über Umweltgefahren auf usw. Mich am Rehkitzrettungsprojekt zu beteiligen, soll in der Zukunft verstärkt werden. Super schön finde ich, dass ich inzwischen viele Menschen dafür begeistert habe und Jugendliche machen Projekte, um damit Eulen zu unterstützen. Sowas freut mich sehr. Ich bekomme super viele Nachrichten von Menschen, die schreiben, sie haben die Tiere nie mit meinen Augen gesehen. Sie dachten immer, die Tiere hätten keinen Charakter. Viele Menschen, die ebenfalls Vogelhäuser für die Singvögel aufstellen…

Das Spektrum sich über Tierwohl zu informieren ist groß. Wie können Menschen zu diesem Thema einen besseren Zugang bekommen und sich aktiv dafür einsetzen?

Ich denke schon, dass in erster Linie das Internet die beste Quelle ist, und Bücher. Der Austausch in Foren usw. Und wenn man dann für ein Thema brennt: machen, einsetzen, alles geben, sich Gruppen und Vereinen anschließen eventuell noch. Aber vor allem, sich nicht beirren lassen und tun, was das Herz sagt. Wenn man alleine hilft, dann ist das immer noch besser als gar nicht und oft löst ein einzelner Stein irgendwann viel aus.

Weiterführende Informationen

Weitere tolle Fotografien und mehr zu Tanja finden Sie auf dem Instagramprofil tanja_brandt und unter www.ingoundelse.de

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