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Hunde verstehen lernen

Daniel Joeres ist Hundetrainer. Im Interview spricht er über „hundgerechte“ Kommunikation und Mythen in der Hundeerziehung.

Daniel Joeres

Hundetrainer

Welche Mythen beim Hunde- training möchtest du aus der Welt schaffen?

Es ist ein Irrglaube tatsächlich, dass mein Hund mich mehr mag, wenn ich Konflikte mit ihm vermeide. Eine ehrliche Kommunikation ist wichtig, das ist ja auch bei uns Menschen so. Wir mögen Menschen, die authentisch sind. Nichts anderes ist es bei Hunden, die sich an authentischen Menschen orientieren. Und so kommt auch die Psychologie ins Spiel, hier gibt es zwei Aspekte: die Kooperationsbereitschaft und die Konfliktfähigkeit. Das brauchen wir für die Hundeerziehung. Wir wollen kooperieren, wir wollen mit dem Hund Spaß haben und gemeinsam mit ihm Aufgaben lösen. Doch auf der anderen Seite ziehen wir auch eine Grenze und gehen auch mal in einen Konflikt.

Welchen allgemeinen Rat hast du an Hundebesitzerinnen und -besitzer ?

Man sollte seinen Hund erst einmal verstehen und seine Bedürfnisse kennen. Wenn wir das gelernt haben, dann können wir auch mit dem Hund kommunizieren und einen schönen, gemeinsamen Weg gehen. Je mehr der Halter weiß, desto besser funktioniert die Hundeerziehung.

Die intuitive soziale Kommunikation ist etwas abhandengekommen. Alle Menschen sind nur noch gestresst – und das merkt man auch den Hunden an.

Woher kommt deine Leidenschaft für Hunde?

Schon in meiner Kindheit habe ich gemerkt, dass ich einen starken Bezug zu Tieren habe. In der Familie hatten wir eine Hündin aus dem Tierschutz, die nicht so einfach war. Schon da begann ich, mich dafür zu interessieren, was dahintersteckt. Im Laufe der Zeit wurde das Interesse immer größer. Doch dass ich hauptberuflich Hundetrainer werde, kam tatsächlich erst recht spät. Ich habe Psychologie studiert und war jahrelang als Psychologe tätig. Ich liebte meinen Beruf, doch mein Herz brannte immer mehr für die Arbeit mit Hunden. So kam es, dass ich den Entschluss fasste, meine ganze Energie in den Job zu stecken. Das Gute daran: Ich musste meinen Beruf nie ganz aufgeben, denn beim Hundetraining kann ich mein Wissen aus der Psychologie sehr gut einbringen. Auch die Arbeit mit den Menschen und ihren Emotionen passt zu mir. So kam es, dass ich den Beruf seit mittlerweile zehn Jahren hauptberuflich mache.

Du hast dich auf Kommunikation spezialisiert. Warum?

Heutzutage gibt es sehr viele Trainingsmethoden, doch die intuitive soziale Kommunikation ist etwas abhanden gekommen. Alle Menschen sind nur noch gestresst – und das merkt man auch den Hunden an. Man sieht viele Menschen, die versuchen, ihre Hunde mit irgendwelchen Hilfsmitteln, zum Beispiel mit Leckerlis, zu überreden, und soziale Faktoren werden nicht mehr berücksichtigt. Hunde reagieren sehr stark auf Körpersprache, achten auf jedes Detail. Sie verstehen ganz viele Dinge intuitiv. Wenn wir das verstehen und dieses Wissen ins Training integrieren, dann verstehen die Hunde das, was wir von ihnen möchten, viel schneller. Natürlich nutze ich auch Leckerlis, aber der Schwerpunkt liegt auf dem Verstehen des eigenen Hundes und auf der sehr natürlichen Art der Kommunikation.

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