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SOZIALE VERANTWORTUNG

„Wenn ich sehe, wie jemand sich engagiert und sich selbstlos in Hilfsprojekte stürzt, kann man mich sehr leicht auf seine Seite ziehen.“

FOTOS: TINO WICHMANN

Wer die Sendung „Galileo“ kennt – kennt ihn: Extremreporter Harro Füllgrabe. Harro ist bekannt für seine Abenteuerlust und seine Neugierde, die er in zahlreichen außergewöhnlichen Experimenten zur Schau gestellt hat. Er bereist die ganze Welt, sammelt Erfahrungen und Geschichten von den abgelegensten Orten und begeistert durch seine Liebe zu Menschen. Im Interview sprechen wir mit ihm über die Wichtigkeit des sozialen Miteinanders.

Lieber Harro, was bedeutet soziale Verantwortung für Dich?

Soziale Verantwortung heißt für mich einen respektvollen Umgang mit seinem Umfeld zu pflegen und nicht nur die persönlichen Vorstellungen in den Vordergrund zu stellen. Gerade wenn man in der Öffentlichkeit steht, steigt meiner Meinung nach die soziale Verantwortung, da man andere Menschen, Follower oder Fans, mit der eigenen Sicht der Dinge beeinflussen kann. Dies sollte man immer im Auge behalten und diese „Macht“ nicht für Populismus missbrauchen. Mit einem guten Herzen und Respekt für sein Umfeld kann man eine Menge bewegen, egal ob als Person des öffentlichen Lebens, als Nachbar:in, Freund:in, Arbeitskollege:in oder Vereinsmitglied.

Harro Füllgrabe Extremreporter

Wenn es möglich ist, möchte ich zusammenführen, Gräben überwinden, einfach Menschen zusammenbringen und damit eine bessere, stärkere Gemeinschaft schaffen.

@harro_fuellgrabe_official

Gibt es bestimmte Botschaften oder Werte, die dich antreiben und die du mit deiner Arbeit fördern möchtest?

Ich wünsche mir immer ein friedliches und respektvolles Miteinander. Egal ob privat oder bei der Arbeit. Ich finde es wichtig sich auch andere Meinungen oder Haltungen anzuhören und sich damit auseinanderzusetzen. Das heißt nicht, dass man alles gutheißen muss, aber zumindest sollte man zeigen, dass man bereit ist zuzuhören. Ich habe bei meinen privaten aber auch vielen Dienstreisen immer wieder erfahren dürfen, dass diese Einstellung Türen öffnet und auch kulturelle Gräben überwindbar machen kann. Voraussetzung dafür ist natürlich auch der gegenseitige Respekt, ohne den es nicht möglich ist.

Durch deinen Beruf als Reporter bist du bereits viel in der Welt unterwegs gewesen. Inwiefern hat sich dadurch deine eigene Sicht auf die Welt verändert? Gibt es besondere Erlebnisse, die dich nachhaltig beeinflusst haben?

Ich bin schon als Kind sehr viel in der Welt herumgereist. Meine Eltern haben mir das sozusagen in die Wiege gelegt. Sie sind wahre Globetrotter und ich war natürlich immer mit dabei. So bin ich z. B. von 1977 bis 1983 in Argentinien aufgewachsen, da mein Papa in Buenos Aires an der deutschen Hölters Schule als Lehrer gearbeitet hat. Durch dieses Leben habe ich schon sehr früh Kontakt zu verschiedenen Kulturen und Bräuchen gehabt, die ich zu respektieren gelernt habe. Sie waren und sind Teil eines großen Ganzen, zu dem auch wir gehören.

Man darf sich nicht über andere stellen, auch wenn es uns vermeintlich besser geht. Es gibt immer auch in sogenannten „primitiven“ Umfeldern wertvolle Aspekte und Ansichten, die uns „Fortschrittlichen“ die Augen öffnen können und sollten. Gerade was das zwischenmenschliche oder familiäre Leben angeht. Dort haben wir in unserer modernen Welt mit Sicherheit Nachholbedarf. Besonders in Erinnerung geblieben sind mir Situationen, in denen ich Menschen treffen durfte, die so gut wie nichts besitzen, aber alles mit einem Teilen. Eine solche Selbstlosigkeit und Gastfreundschaft ist bewundernswert. Das habe ich zuletzt bei einem Dreh für Galileo in der Mongolei erleben dürfen. Mit ganz einfachen Halbnomaden, die mit mir zusammen in ihrer Jurte gelebt haben und mich wie einen Sohn behandelt haben. Das hat mich zu Tränen gerührt.

Könntest du uns etwas über dein persönliches Interesse an sozialem Engagement erzählen und wie du dazu gekommen bist?

Soziales Engagement ist sehr wichtig für die Gesellschaft. Es lässt uns zusammenstehen und sollte die Schwächeren mit Hilfe der Stärkeren unterstützen, um gemeinsam besser dazustehen. Wenn es möglich ist, möchte ich zusammenführen, Gräben überwinden, einfach Menschen zusammenbringen und damit eine bessere, stärkere Gemeinschaft schaffen. Ich selbst mache viel zu wenig, aber zumindest ein bisschen was.

Kannst du uns von einem speziellen Projekt oder einer Aktion erzählen, die dir besonders wichtig war und die du aktiv unterstützt hast?

Ich unterstütze den von Rüdiger Nehberg gegründeten TARGET e. V. (für indigene Völker und Urwaldschutz / für ein Ende der weiblichen Genitalverstümmelung), bin Botschafter der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft für sicheres Schwimmen, Schirmherr des DLRG Ortsverbandes Gummersbach e. V. und spende noch für ein paar andere Institutionen. Die Arbeit des leider viel zu früh verstorbenen Rüdiger Nehberg und seiner Frau Annette hat mich fasziniert und ich wollte meinen Beitrag dazu leisten, sie ein bisschen darin zu unterstützen. Mir ist menschliche Nähe und Wärme dabei sehr wichtig. Wenn ich sehe, wie jemand sich engagiert und sich selbstlos in Hilfsprojekte stürzt, kann man mich sehr leicht auf seine Seite ziehen. Bei der DLRG kam es durch persönliche Gespräche zu einer tollen Zusammenarbeit und ich wollte mich einfach für diese vorbildliche ehrenamtliche Arbeit einsetzen, die heutzutage leider viel zu wenig wertgeschätzt wird. Das gilt im Übrigen für alle ehrenamtlichen Posten!

Welche Ratschläge würdest du jungen Menschen geben, die sich für soziales Engagement interessieren, aber nicht wissen, wie sie anfangen sollen?

Ihr solltet die Augen und Ohren offenhalten und bei den Themen, die Euch berühren, zugreifen. Es beginnt meist mit den ganz einfachen Dingen wie anderen die Tür aufhalten oder fragen, ob man bei etwas spontan helfen kann.Ihr glaubt gar nicht, wieviel positive Energie solche Momente auslösen können. Dankbarkeit in den Gesichtern der anderen und die Freude darüber bei einem selbst. Ihr solltet auch keine Angst davor haben, Euch zu engagieren und dadurch vielleicht zu viel Zeit für andere Sachen zu verlieren. Denn selbst ein kleiner Einsatz ist sehr viel Wert!

Was denkst du, brauchen wir für eine bessere Welt und was kann jeder dazu beitragen?

Im Prinzip brauchen wir „nur“ einen Leitfaden: RESPEKT füreinander! Und zwar gegenseitigen Respekt! Das ist leicht gesagt oder geschrieben, aber manchmal sehr schwer umzusetzen. Wenn wir das aber beherzigen, können wir gemeinsam sehr stark sein. Dazu gehört aber auch, das eigene Ego ein bisschen hintenan zu stellen.

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