Home » SOZIALE VERANTWORTUNG » Bis in die Träume – Hilfe für Kinder im Krieg
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Weg, bloß weg von hier! Das muss Mihret (Name geändert) gedacht haben, als ihr Dorf angegriffen wurde. So schnell sie konnte, rannte sie mit ihren sechs Kindern davon. Menschen lagen leblos am Boden, überall Waffen und auch Messer blitzten auf.

Vor drei Jahren ist der Konflikt in der Region Tigray im Norden Äthiopiens eskaliert. Hunderttausende Menschen wurden getötet, unzählige Kinder haben ihre Eltern verloren oder wurden auf der Flucht von ihnen getrennt. Inzwischen soll ein Waffenstillstand den Frieden nach Tigray zurückbringen soll – doch es ist so viel Schreckliches passiert, das tiefe Spuren hinterlässt. Save the Children ist daher auch mit psychosozialer Hilfe für die Menschen da.

Nachdem Mihrets Familie dem Tod entkommen war, suchte sie einen Monat lang nach einem sicheren Ort. Voller Angst versteckten sie sich auf ihrem Weg in Höhlen und gelangten schließlich in das Dorf von Mihrets Mutter. Mihret weiß bis heute nicht, wo ihr Mann ist und ob er noch lebt. Und auch um ihren Sohn Kibrom (Name geändert) machte sie sich große Sorgen.

Hilfe für Kinder in Kriegs- und Krisengebieten

Kibrom hat auf der Flucht erlebt, wie Menschen ermordet wurden. Diese Grausamkeiten haben ihn lange nicht losgelassen. „Ich sah, wie Männer schossen, und ich hatte Angst, als ich Explosionen hörte. Ich sah dies am Tag und dann wieder in der Nacht in meinen Träumen. Es fühlte sich an, als würde ich in ein Loch fallen und ich fing an zu schreien“, sagt er. Mehrere Menschen mussten ihn in solchen Momenten festhalten, damit er nicht in Panik nach
draußen rannte, erzählt seine Mutter.

Auf der Suche nach Hilfe für ihren Sohn ging sie in das Geflüchtetencamp,in dem unser Notfallteam neben medizinischer Versorgung auch psychosoziale Unterstützung anbietet. Hier lernte Kibrom den Sozialarbeiter Ruhus (Name geändert) kennen – und Wege, seine Erlebnisse verarbeiten zu können.

© Sacha Myers / Save the Children

Raus aus der Gedankenspirale

Die beiden treffen sich seitdem regelmäßig. Vertraut sitzen sie nach den Schulstunden an einem Tisch im Klassenzimmer und reden miteinander. Was Kibrom oder andere Kinder, die vertrieben wurden, ihm anvertrauen, ist hart. Ruhus weiß, dass diese Kinder Dinge gesehen haben, die kein Kind jemals sehen sollte. „Das wirkt sich auf ihre psychische Gesundheit aus. Sie brauchen eine Behandlung, die ihnen hilft, damit fertig zu werden”, sagt er. Dazu gehören Gespräche, Entspannungsübungen und Elemente aus der Spieltherapie.

Kibrom, der depressiv war und sich häufig mit seiner Mutter stritt, helfen diese Treffen. Während er zuvor manchmal nur eine Stunde am Stück zur Ruhe kam, kann er nun durchschlafen. Auch das Verhältnis zu seiner Mutter hat sich zum Positiven verändert. Das sind gute Zeichen. Und am wichtigsten: Auch Kibrom selbst sagt, dass er sich besser fühlt. Wenn er mit Ruhus spricht oder sie zusammen draußen sind, ist zu sehen, dass Kibrom trotz seiner traumatischen Erlebnisse etwas sehr Wichtiges nicht verloren hat: sein Lächeln.

Die Kinder glauben, dass die Dinge, die sie gesehen haben, wieder auftauchen werden und sie träumen davon. Manchmal rennen sie weg und haben Angst, wenn sie bestimmte Geräusche hören. Sie neigen dazu, sich unter einem Bett oder in einem Loch, das sie finden können, zu verstecken. Sie leiden unter Depressionen und Angstzuständen.

Ruhus (Name geändert), Mitarbeiter von Save the Children in Äthiopien
Foto: © Sacha Myers / Save the Children

Seit mehr als 100 Jahren unterstützt Save the Children Kinder in großer Not

Gegründet nach dem ersten Weltkrieg, um Kindern in Deutschland und Österreich zu helfen, ist die Kinderrechtsorganisation heute in rund 120 Ländern aktiv. Sie hilft in Konfliktgebieten oder nach Naturkatastrophen, in Hungerkrisen oder anderer Not. Denn sie ist davon überzeugt, dass jedes Kind das Recht hat, zu überleben, zu lernen und geschützt zu sein – egal, wo es auf die Welt kommt. Ohne Wenn und Aber.

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