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NACHHALTIG BAUEN

„Ich lebe bewusst, aber nicht fehlerfrei“

Foto: Laura Hoffmann

Nachhaltigkeitsbloggerin Louisa Dellert setzt sich schon seit einiger Zeit für das Wohl unseres Planeten ein. Indem Sie sich kritisch mit Themen wie Politik und Umweltschutz auseinandersetzt, hat sie sich eine große Community affiner Leser geschaffen, welche täglich durch ihre Arbeit inspiriert wird ebenfalls Weltverbesserer zu werden. Im Interview sprechen wir mit ihr wie man auch im Alltag ganz einfach Dinge umsetzen kann, die zu einer nachhaltigeren Lebensweise beitragen.

Wie stellst du dir einen zukunftsfähigen nachhaltigen Weg für uns als Weltgesellschaft vor?

Alle Player müssen mitspielen. Politik, Wirtschaft und wir als Konsumenten. Dabei sollte aber nicht vergessen werden, dass nicht alles auf uns Konsumenten abgewälzt werden darf. Wir können viel in unserem Alltag tun und Verantwortung übernehmen. Die größere Verantwortung liegt hier aber bei der Politik. Es muss ein neuer Rahmen geschafft bzw. angepasst werden, damit unsere Weltgesellschaft zukunftsfähig bleibt. Außerdem finde ich es wichtig, dass wir in Zukunft in der Wirtschaft immer mehr an Kreisläufen arbeiten, um endliche Ressourcen nicht aufzubrauchen, sondern weiterzuverwenden.

Fotos: Laura Hoffmann

Dir selbst kam die Erkenntnis nachhaltiger leben zu wollen bei einem Urlaub auf Malta, nachdem du ein Foto machen wolltest und bemerktest, dass das ohne irgendwelchem Plastikmüll um dich herum nicht möglich war. Seitdem sind nun über 2 Jahre vergangen. Wie würdest du sagen hat sich dein Leben seither verändert?

Ich lebe bewusster. Das bedeutet nicht, dass ich fehlerfrei bin und alles richtig mache. Aber es gibt Dinge, die sind inzwischen für mich selbstverständlich geworden. Feste Seife, wiederverwendbare Becher, dreimal nachdenken, ob ich wirklich fliegen muss. Außerdem ziehe ich jetzt vom Dorf endgültig in die Stadt, damit nich nicht mehr so sehr auf ein Auto angewiesen bin und mit meinem jetzigen Auto Car Sharing machen kann.

Ist dir der Lebenswandel hin zur Nachhaltigkeit schwergefallen, beziehungsweise musstest du dich stark dafür einschränken diesen im Alltag zu involvieren?

Ich muss zugeben, dass es Dinge gibt, die ich mir nicht verbieten möchte. Zum Beispiel das Fliegen. Es gibt bei mir Projekte, die sich nicht ohne eine Flugreise umsetzen lassen und einmal im Jahr gönne ich mir einen Urlaub. Auch Haarspray kaufe ich immer noch konventionell ein, weil ich keine andere Alternative gefunden habe. Ich finde das aber auch menschlich. Mir ist es wichtig, dass ich mich damit beschäftige und ein Grundverständnis dafür bekomme, dass es wichtig ist, meinen vorherigen Lifestyle zu überdenken und achtsamer zu sein.

Wie können private Haushalte zu einem angemessenen und bewussten Umgang mit vorhandenen Ressourcen, der Minimierung des Energieverbrauchs und dem Bewahren der Umwelt beisteuern?

Indem man sich hinsetzt, eine Bestandsaufnahme mache, sich Fragen aufschreibt, im Internet über zum Beispiel Ecosia recherchiert und dann einfach anfängt. Natürlich muss man auch hier wieder ganz klar sagen, dass die Verantwortung nicht komplett auf private Haushalte abgeschoben werden darf. Aber es ist wichtig, dass wir unseren Konsum überdenken.

Nicht für jeden ist eine Umstellung vom „normalen“ Leben in unserer Konsumgesellschaft, zu einem Less bis Zero-Waste-Lifestyle einfach umsetzbar, ohne die negativen Gedanken von Verzicht und Einschränkungen. Welche Möglichkeiten gibt es für Neueinsteiger um umweltbewusster zu leben? Hast du Tipps wie der Anfang vereinfacht werden kann oder worauf besonders leicht zu achten ist?

Erstmal finde ich es ganz wichtig zu betonen, dass man nicht von 0 auf 100 sein Leben umstellen sollte. Ich habe das versucht, bin daran schon nach meinem ersten Einkauf gescheitert und war dann erstmal einige Zeit frustriert. Man sollte einfach mal schauen, an welchen Schrauben im Alltag man überhaupt drehen möchte. Und damit fängt man an. Das kann im Badezimmer sein. In der Küche oder auch auf der Arbeit. Eine Flüssigseife zum Beispiel im Badezimmer einzutauschen mit einer festen Seife ohne Plastikverpackung und Mikroplastik ist ein guter erster Schritt, der nicht wehtut und kaum ein Unterschied spürbar ist.

Der diesjährige Erdüberlastungstag war so frühzeitig wie noch nie zuvor und zeigte, dass Deutschland auf die Erdbevölkerung hochgerechnet, drei Erden in Anspruch nehmen müsste, um den Verbrauch von globalen ökologischen Ressourcen zu decken. Was ist deiner Meinung nach aus politischer Sicht notwendig um mehr Nachhaltigkeit in den Alltag der Gesellschaft zu integrieren?

Ich vermisse in der Bildung das Thema Nachhaltigkeit. Man kann in der Schule schon anfangen auf das Thema einzugehen und Nachhaltigkeit zu einem Schulfach machen. Denn das Thema ist mindestens so wichtig wie Mathematik, Deutsch oder Sachkunde. Da kann die Politik auf jeden Fall noch einiges drehen. Ich weiß, dass es nicht einfach ist immer schnell einen Konsens in politischen Entscheidungen zu finden. Aber es ist dringend und notwendig. Deswegen würde ich es auch begrüßen, wenn unsere Politik ein bisschen jünger wird und frischer Wind mit zukunftsorientierten Forderungen durch Berlin bläst.

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