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Chancen für alle

„Irgendwann kam ein guter Freund auf mich zu und sagte, ich solle doch eine eigene Stiftung gründen.“

Foto: n2s media

Im Interview spricht Fußballspier Neven Subotic über seine persönliche Motivation Menschen zu helfen und den sicheren Zugang zu Trinkwasser in Äthiopien. 

Wann kam Ihnen der Gedanke sich sozial zu engagieren? Was war der Schlüsselmoment, der Sie dazu bewegt hat?

Einen konkreten Schlüsselmoment gab es in dem Sinne nicht. Ich habe mich schon in meiner Zeit in Mainz und auch in den ersten Jahren in Dortmund für verschiedene soziale Zwecke engagiert. Irgendwann kam ein guter Freund auf mich zu und sagte, ich solle doch eine eigene Stiftung gründen. Im ersten Moment war mir der Gedanke fern, doch mit der Zeit erschien mir genau das der richtige Weg, um wirklich wirkungsvoll und nachhaltig etwas zu verändern in der Welt. Denn darum ging es mir damals und das tut es bis heute: eine langfristige, spürbare Verbesserung der Lebenssituation für möglichst viele Menschen zu erzielen. Mit meiner Stiftung und den vielen Menschen, die unsere Projekte nun schon seit Jahren unterstützen, setzen wir uns für den sicheren Zugang zu sauberem Trinkwasser und menschenwürdigen Hygienebedingungen ein. Seit 2012 haben wir nun bereits über 120.000 Menschen diesen lebenswichtigen Zugang verschafft – für mich ist dieser fokussierte Einsatz in einer Region mit einem professionellen Programm und verlässlichen Partnern der richtige Weg. 

Warum Äthiopien? Wie sieht die aktuell politische Situation im Land aus? Wo wird die meiste Hilfe benötigt?

Äthiopien und die Region am Horn von Afrika gehören zu einer der ärmsten Regionen der Welt. Über die Hälfte der Bevölkerung hat keinen Zugang zu elementaren Lebensgrundlagen wie sauberem Wasser. Unsere Projekte, der Bau von Trinkwasserbrunnen und Sanitäranlagen, setzen wir in den ländlichen Regionen um. Hier lebt der Großteil der Bevölkerung und die Not-Situation ist noch einmal deutlich stärker ausgeprägt als in den Städten. Die Menschen hier haben die geringsten Chancen, ihre Probleme aus eigener Kraft zu lösen geschweige denn, sich eine selbstbestimmte Zukunft aufzubauen. Ein zentraler Grund für unsere Arbeit in Äthiopien ist der Mangel elementarer Lebensgrundlagen. Dieser führt zu gesundheitlichen und gesellschaftlichen Problemen und mindert die Entwicklunsgperspektiven.

Gleichzeitig, und das ist ein weiterer wichtiger Faktor, ist Äthiopien ein Land, in dem aufgrund seiner Infrastruktur sowie seiner vergleichsweise wirtschaftlichen und politischen Stabilität ein operatives Handeln überhaupt erst möglich ist. Die ist zentrale Voraussetzung, um unsere Projekte planen und verwirklichen zu können. Zudem haben wir mit unserer lokalen Partnerorganisation, der Relief Society of Tigray-Region (REST), die bereits seit 1978 als Hilfsorganisation in Äthiopien aktiv ist, einen verlässlichen Partner gefunden, der sich nicht erst seit der Hungerkrise von 1984 als internationale Nichtregierungsorganisation etablieren und insbesondere durch seine langjährige Expertise in Bezug auf Trinkwasserprojekte überzeugen konnte.

Sauberes Trinkwasser ist eine der wichtigsten Grundvoraussetzungen für ein Land. Welche Herausforderungen gilt es hier zu bewältigen? 

Momentan haben etwa 785 Millionen Menschen keinen Zugang zu sauberem Wasser und zwei Drittel der Weltbevölkerung leben schon heute in Gebieten, die mindestens einen Monat pro Jahr von Wasserknappheit betroffen sind. Für diese Menschen bedeutet es täglich einen Kampf um Leben und Tod. Deshalb haben fehlende Hygiene und Trinkwasser aus verschmutzten Quellen einen drastischen Einfluss auf die Gesundheit dieser Menschen. 

Eine große Herausforderung zur Errichtung eines Trinkwasserbrunnens liegt darin, einen geeigneten Standort finden. Die Auswahl hängt nicht nur vom Bedarf der Menschen ab, sondern auch davon, ob an der gewünschten Stelle eine Bohrung nach Wasser überhaupt möglich und Wasser vorhanden ist. Ein Team aus Hydrolog*innen, Geolog*innen und anderen Expert*innen führt zu diesem Zweck im Vorfeld einer jeden Brunnenbohrung eine Machbarkeitsanalyse durch. Sobald ein Standort als geeignet befunden wurde, kann der Prozess der Brunnenbohrung, auch Drilling genannt, beginnen. Ein Drilling, bei dem man mithilfe einer Bohranlage bei einer Tiefe von ca. 40 bis 60 Metern auf Wasser stößt, dauert ungefähr ein bis zwei Tage.

Wie viele Personen beziehungsweise Haushalte kann der Bau eines Brunnens versorgen?

Diese Zahl variiert je nach Gemeinde oder Schule und ist auch davon abhängig, wie weit die Entfernung zur nächsten, sicheren Trinkwasserstelle ist. Um es zu konkretisieren kann ich aber sagen, dass durchschnittlich 350 Personen täglich sauberes Trinkwasser von einem einzelnen Brunnen beziehen. Der Bau eines Brunnens kostet etwa 10.000 Euro. Keine kleine Summe, wenn wir uns allerdings vor Augen führen, wie vielen Menschen wir auf diese Weise eine unmittelbare Verbesserung der Lebenssituation ermöglichen, ist es doch eine vergleichsweise geringe Summe. 

Welche Strecken müssen die Bewohner zurücklegen, um an sauberes Trinkwasser zu gelangen? 

In den ländlichen Regionen Äthiopiens beschaffen traditionell vor allem die Frauen und Kinder das tägliche Wasser. Oft transportieren sie 20 Liter über durchschnittlich sechs Kilometer, was einen enormen Energie- und Kraftaufwand erfordert. Doch auch der zeitliche Faktor spielt eine bedeutende Rolle: die Zeit, die tagtäglich investiert wird, um Wasser zu holen, steht nicht für eine ausreichende Schulausbildung zur Verfügung. Zudem bleiben vor allem die Mädchen der Schule wegen fehlender Sanitäranlagen an vielen Schulen fern.

Indem wir Brunnen und sanitäre Anlagen bauen, schaffen wir also zum einen die Voraussetzung dafür, dass Wasser vorhanden ist, und gleichzeitig eröffnen wir so auch vielen Kindern die Möglichkeit, ihre Zeit wieder in eine Schulausbildung investieren zu können.

Sie möchten mehr erfahren?

Weitere Informationen über die Neven Subotic Stiftung finden Sie unter nevensuboticstiftung.de

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