Unsere Art zu wirtschaften, zu konsumieren, uns zu ernähren und fortzubewegen hat tiefgreifende Folgen für die Umwelt und nicht zuletzt für unsere eigene Gesundheit.
Klima- und Umweltschutz sind auch Gesundheitsschutz. Denn was unserer Umwelt schadet, trifft am Ende auch uns.

Prof. Dr. Dirk Messner
Präsident des Umweltbundesamtes
Foto: Susanne Kambor / Umweltbundesamt
Klimawandel, Artensterben und Umweltverschmutzung bedrohen uns und kommende Generationen buchstäblich in unserer Existenz. Viele Auswirkungen unseres heutigen Lebenswandels können wir noch gar nicht abschätzen. Die Menschheit steht an einem Wendepunkt: Noch nie war der Lebensstandard für so viele Menschen so hoch wie heute – und nie zuvor waren wir derart herausgefordert, unseren Wohlstand neu zu definieren. Klar ist: Wohlstandssicherung ist ohne ambitionierte Umwelt- und Klimapolitik zur Stabilisierung des Erdsystems nicht möglich.
Ich bin daher überzeugt: Eine lebenswerte Zukunft ist eine nachhaltige Zukunft. Eine Zukunft, in der unsere Städte grüner und stärker an den Bedürfnissen der Menschen ausgerichtet sind. In der Luft und Wasser sauberer und Böden gesünder sind. In der wir auf erneuerbare Energien setzen und unsere Ressourcen achtsam nutzen – ohne Raubbau an unseren natürlichen Lebensgrundlagen.
Ein zentrales Handlungsfeld für eine solche nachhaltige Zukunft ist unser Konsumverhalten. Was und wie wir konsumieren – von Kleidung über Elektronik bis zur Ernährung – beeinflusst unsere Umwelt und Gesundheit. Mit langlebigen Produkten, bewusstem Konsum und weniger Wegwerfmentalität können wir unseren Planeten entlasten. Dafür braucht es jedoch ein neues Verständnis von Wohlstand: eines, das nicht auf „immer mehr“, sondern auf „immer besser“ setzt. Das heißt: Produkte länger nutzen, auf Qualität, ressourcenschonende Herstellung und Wiederverwertbarkeit achten. Unternehmen können mit nachhaltigem Design, intelligenten Lieferketten und zirkulären Geschäftsmodellen einen echten Unterschied machen. Kommunen können Räume schaffen, in denen Reparieren und Teilen selbstverständlich sind. Wir alle können durch unser Konsumverhalten dazu beitragen, dass Nachhaltigkeit zum Standard wird – nicht zur Ausnahme.
Dabei dürfen wir nicht vergessen: Klima- und Umweltschutz sind auch Gesundheitsschutz. Denn was unserer Umwelt schadet, trifft am Ende auch uns. Hitze, Luftverschmutzung, Extremwetterereignisse, Dürren, neue Krankheitserreger – all das sind Folgen eines aus dem Gleichgewicht geratenen Planeten. Indem wir die Ökosysteme schützen und unser Handeln an den ökologischen Belastungsgrenzen des Planeten ausrichten, sichern wir auch unser eigenes Leben und unsere eigenen Existenzgrundlagen.
Dafür sind auch in anderen Bereichen und auf anderen Ebenen Veränderungen notwendig: Es ist Aufgabe des Staates, die Rahmenbedingungen für einen Klima- und Umweltschutz zu schaffen, der auch in sozialer Hinsicht gerecht ist. Insbesondere gilt es, sozial benachteiligte Bevölkerungsgruppen vor Umweltbelastungen und den negativen Folgen des Klimawandels besser zu schützen als bisher. Mit einem gut ausgebauten, bezahlbaren Nahverkehr, gezielten staatlichen Anreizen und Förderungen für nachhaltige Technologien und fairen Energiepreisen wird die gesellschaftliche Akzeptanz für den Wandel gestärkt. Gleichzeitig können die Bürgerinnen und Bürger eben diese Veränderungen stärker von der Politik einfordern. Durch demokratische Mitbestimmung können Entscheidungen aktiv beeinflusst werden.
Wie wollen wir leben? Ich denke, wir wollen in einer Welt leben, in der unsere Kinder und Enkelkinder ohne Angst vor der Zukunft aufwachsen können. In der sich gutes Leben nicht auf Kosten anderer und zu Lasten der Umwelt verwirklicht. In der Wohlstand bedeutet, gesünder, nachhaltiger, gerechter zu leben. Die Klima- und Erdsystemkrise verlangt nach Antworten – viele gibt es schon, andere sind im Entstehen. Die Zeit zu handeln ist jetzt.
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