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WIE WOLLEN WIR LEBEN

One Health: Gesunde Menschen gibt es nur auf einer gesunden Erde

Was ist das Allerwichtigste, was Sie sich wünschen? Was wünschen Sie jedem zum Geburtstag, und ihren Liebsten an jedem Tag? Gesundheit!

Foto: Dominik Butzmann

Gesundheit beginnt nicht mit einer Tablette, einer Operation oder einem MRT. Gesundheit beginnt mit der Luft, die wir atmen, dem Wasser, das wir trinken, den Pflanzen, die wir essen können, erträglichen Außentemperaturen und einem friedlichen Miteinander. Jeden Tag sehen wir in der Zeitung, dass alle fünf Grundlagen akut gefährdet sind. Nichts wird von allein besser, indes die Folgen betreffen uns alle. Niemand kann sich seine eigene Außentemperatur kaufen, auch kein Privatversicherter. „One Health“ oder auf gut deutsch „Planetare Gesundheit“ zeigt, wie eng unsere menschliche Gesundheit davon abhängt, wie gesund die Tiere und die Natur um uns herum sind. Warum widme ich seit nunmehr fünf Jahren mein Leben, meine Zeit und mein Geld diesem dicken Brett? Es war eine charismatische 85-Jährige, die mich „wachgeküsst“ hat. Die Schimpansenforscherin Jane Goodall fragte mich ganz direkt: „Wie kann es sein, dass wir Menschen ständig betonen, dass wir die intelligenteste Art auf diesem Planeten sind – und wir zerstören unser eigenes Zuhause?“ Gute Frage. Wichtige Frage. Vielleicht die wichtigste in diesem Jahrhundert, was bereits in den ersten 24 Jahren mehr „Jahrhundertereignisse“ hatte, als irgendwem lieb sein kann.

Wir müssen nicht das Klima retten, sondern uns

Was hätten Sie Jane Goodall geantwortet? Ich habe erstmal geschwiegen und geschluckt. Und dann habe ich mir geschworen, Teil der Antwort zu werden. Es kann doch nicht sein, dass wir Menschen zu doof sind, unser eigenes Aussterben zu verhindern. Ich bin und bleibe Optimist. Es gibt so viele gute Lösungen. Und ich möchte Lust auf Zukunft machen. Deshalb heißt mein Buch „Mensch, Erde! Wir könnten es so schön haben“ Und meine Stiftung „Gesunde Erde – Gesunde Menschen“. Denn wir müssen nicht „das Klima“ retten, sondern uns. Es ist schwer, die Welt ehrenamtlich zu retten, solange andere sie hauptberuflich zerstören. Das Wichtigste, was ein einzelner heute tun kann, ist: nicht alleine zu bleiben. Wir schaffen es gemeinsam oder gar nicht. Und so ist ein großer Teil meiner und unserer Arbeit, die verschiedenen Themen, Stakeholder und Akteure zu verbinden. Überhitzung, Pandemien und Artensterben sind drei Krisen zum Preis von zwei. Positiv formuliert: Schützen wir Arten, schützen wir uns vor der nächsten Pandemie. Essen wir lecker und pflanzenbasiert, „verzichten“ wir auf 150.000 Herzinfarkte und Schlaganfälle pro Jahr. Schützen wir Wälder, Moore und auch Grünflächen in der Stadt, kühlen die uns besser als jede stromfressende Klimaanlage. Nichts gegen intelligente Technologie, aber die Natur hat uns ein paar Millionen Jahre an „Innovation“ voraus. Die Mehrheit der Arzneimittel stammt aus der Apotheke der Natur, und mit jeder Art, die wir aussterben lassen, verlieren wir diesen unfassbaren Schatz von Wissen, wie Leben auf der Erde funktionieren kann. Wenn die Klimakrise das Fieber von Mutter Erde ist, ist das Artensterben ihre Demenz. Wir verbrennen das Buch des Lebens, bevor wir es gelesen haben. Das ist nicht klug. Jeder, der das hier liest, gehört zu den Menschen mit dem besten Zugang zu Wissen, zu Ressourcen und zu freiem, unternehmerischem Investieren und Handeln auf diesem Planeten. Was ist das Kostbarste, was wir hinterlassen können? Geld? Immobilien?

Oder vielleicht eine bewohnbare Erde? Kein Mensch kann vorhersagen, welche Aktien in 20 Jahren noch werthaltig sind. Aber dass sauberes Wasser, fruchtbarer Boden und die letzten unberührten artenreiche Gebiete immer knapper und damit immer kostbarer werden ist ein „No-Brainer“. Wir sind eins der reichsten Länder der Welt mit über 7000 Milliarden Euro Privatvermögen. Das Teuerste, was wir jetzt tun können, ist: nichts. Was werden uns Kinder und Enkel weniger verzeihen? Kurzfristig gestiegene Energiepreise oder für immer gestiegene Meeresspiegel? Was ist ihnen wichtig? Ja, wir können alle unseren Fussabdruck verkleinern, noch viel wichtiger ist, dass wir unseren Handabdruck vergrößern. Jute Politik statt Jute-Beutel! Frieden, Sicherheit und Wohlstand gibt es nur innerhalb der planetaren Grenzen. Wir könnten es schöner haben als jetzt. Und gesünder. Sind Sie dabei?

Dr. Eckart von Hirschhausen

ist Arzt, Wissenschaftsjournalist und Gründer der Stiftung Gesunde Erde – Gesunde Menschen.
“Planetare Gesundheit” bedeutet für ihn, dem Schutz unserer Lebensgrundlagen und einer enkeltauglichen Zukunft oberste Priorität einzuräumen.

Weitere Informationen:
www.stiftung-gegm.de

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