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UNTERNEHMEN FÜR MENSCH UND UMWELT

Die Energiewende sichern

Foto: Shutterstock

Das vergangene Jahr hat in aller Deutlichkeit gezeigt, welchen Preis ein Energiesystem hat, das auf fossilen und atomaren Energien beruht. Der russische Überfall auf die Ukraine in Verbindung mit einer absurd hohen Abhängigkeit von russischem Erdgas hat eine massive Kosten- und Versorgungskrise ausgelöst, die uns viele Monate intensiv beschäftigte. Verstärkt wurde sie durch einen maroden französischen Atomkraftwerkspark, der gleichzeitig durch mangelndes Kühlwasser außer Gefecht gesetzt wurde. Das Wasser der Flüsse war zu warm geworden – ein Szenario, das aufgrund der Klimakrise in Zukunft vermehrt auftreten wird. Am Ende waren rund 50 Prozent der Kernkraftwerke über Monate nicht einsatzfähig. Auch in Deutschland haben niedrige Pegelstände dafür gesorgt, dass Kohlekraftwerke keinen Brennstoffnachschub erhalten haben. Die Folge der multiplen Krisen der fossilen Energien waren Strom- und Gaspreise in astronomischen Höhen.

Dr. Simone Peter

Präsidentin des BEE

Unbeeindruckt von der Krise haben sich jene Orte gezeigt, die schon heute ihre Strom- und Wärmeversorgung auf 100 Prozent Erneuerbare Energien umgestellt haben. Immer mehr Kommunen machen sich auf den Weg, unabhängig von Öl- oder Gasimporten aus Russland, von der französischen AKW-Flotte und unseren Kohle- und Gaskraftwerken zu werden. Die dezentral aufgestellten Erneuerbare Energien-Anlagen machen Energieproduktion zwar für alle sichtbarer, doch das ist gleichzeitig eine ihrer größten Stärken: Die lokale Energieproduktion aus Wind, Sonne, Wasser, Erd- und Umweltwärme sowie Biomasse, gekoppelt mit dem Ausbau von Speicherlösungen, grüner Kraft-Wärme-Kopplung und verstärkter Sektorenkopplung sowie Digitalisierung macht uns unabhängiger von Importen, das Energiesystem resilienter und sichert so eine zuverlässige, günstige und vor allem nachhaltige Energieversorgung. Erneuerbare Energie kann vor Ort bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern erzeugt werden. Das spart Transportkosten und verringert Übertragungsverluste. Zusätzliche Vorteile bringt die Beteiligung von Kommunen und Bürgerinnen und Bürgern an Erneuerbaren Kraftwerken. Die Erneuerbare Welt ist ein demokratisches Teilhabeprojekt.

Neben politischer Steuerung braucht es auch die Bereitschaft zur Veränderung und Beteiligung vor Ort.

Der Ausstieg aus der fossil-atomaren Energieerzeugung ist ein gewaltiges Projekt in nie dagewesener Größe. Neben der Rettung unseres Klimas bringt es vor allem Chancen für unseren Wirtschafts- und Industriestandort. Trotz der schweren politischen Fehlsteuerungen der vergangenen Legislaturperioden, die zum Verlust von hunderttausenden Jobs geführt haben, waren schon 2021 über 344.000 Menschen im Bereich der Erneuerbaren Energien beschäftigt. Die Branche ist damit einer der wichtigsten Arbeitgeber in Deutschland, Tendenz klar steigend: Die Internationale Agentur für Erneuerbare Energien geht davon aus, dass die Zahl der Arbeitsplätze in der europäischen Erneuerbaren-Branche von heute 1,2 Millionen auf 2,7 Millionen im Jahr 2050 ansteigen wird.

Wichtigste Voraussetzung für neue Arbeitsplätze und einen Hochlauf der industriellen Wertschöpfungskapazitäten in Deutschland ist eine starke heimische Nachfrage und gute Produktionsbedingungen. Hierfür sind Flächen bereitzustellen, Planungs- und Genehmigungsverfahren zu beschleunigen, Förderprogramme auf den Bedarf auszurichten, bürokratische Hürden zu beseitigen und Investitionsanreize zu setzen. Die Ampelregierung hat dafür in anderthalb Jahren schon einiges in die Wege geleitet. Doch noch sind wir nicht am Ziel. Neben politischer Steuerung braucht es auch die Bereitschaft zur Veränderung und Beteiligung vor Ort.

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