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Kodok war einst ein blühender Handelsplatz im Norden des Südsudan. Heute nimmt die Stadt nahe der Grenze tausende Kriegsvertriebene aus dem Nachbarland Sudan auf.

Hier lebt seit Kurzem die 22-jährige Nyamojwok Obac Akany. Nach wochenlanger Flucht kann sie endlich wieder beruhigt schlafen. Noch vor wenigen Monaten arbeitete sie als Haushaltshilfe in Khartum, der Hauptstadt des Sudan. Mit ihrem Mann und ihrer kleinen Tochter Gimsa lebte sie zur Miete in einem Haus, beide hatten Arbeit, das Leben war geordnet. „Vor dem Krieg war das Leben im Sudan gut. Wir konnten leicht Jobs finden, alles war normal“, erzählt sie.

Dann begann der Krieg im Sudan. Als die Kämpfe plötzlich näher rückten, war Nyamojwok Obac Akany gerade bei ihrer Arbeitsstelle als Haushälterin, ihr Mann war zu Hause. Es blieb keine Zeit, dorthin zurückzukehren: Die junge Frau und ihre zweijährige Tochter mussten Hals über Kopf fliehen und ließen alles zurück. Zu diesem Zeitpunkt war Nyamojwok Obac Akany bereits mit ihrem zweiten Kind schwanger. Bis heute weiß sie nicht, ob der Vater ihrer Kinder noch lebt.

Ihre Flucht dauerte Wochen. Zu Fuß, mit Transportern und per Boot schlugen sich Mutter und Tochter in Richtung Grenze zum Südsudan durch. Für Essen hatte die junge Frau kein Geld übrig, an manchen Tagen aßen sie nur vier Kekse, manchmal gar nichts. Da Nyamojwok Obac Akany in Kodok aufgewachsen war, hoffte sie, dort Hilfe für sich und ihre Tochter zu finden.

Kodok liegt etwa 500 Kilometer von der südsudanesischen Hauptstadt Juba entfernt. Seit dem Ausbruch des Krieges im Nachbarland Sudan im Jahr 2023 ist die Stadt eine wichtige Anlaufstelle für zurückkehrende Südsudanesen und Geflüchtete aus dem Sudan. Über viele Jahre hinweg war die Situation jedoch umgekehrt: Für viele Menschen aus dem Südsudan stellte der Sudan einen Zufluchtsort dar. Während des Bürgerkriegs im Südsudan, der von 2013 bis 2018 wütete, flohen Hunderttausende ins nördliche Nachbarland. Nun kommen viele in den Südsudan zurück, was in Kodok besonders stark spürbar ist: Die Einwohnerzahl ist binnen kurzer Zeit stark gestiegen, die Schulen sind überfüllt und die Preise für Lebensmittel steigen rapide.

Dabei sind die Lebensbedingungen dort ohnehin schwierig. Im Sommer steigen die Temperaturen oft auf über 40 Grad und es gibt kaum fließendes Wasser oder Strom. Das nächstgelegene größere Krankenhaus ist mehrere Stunden entfernt. Viele Menschen leiden unter Malaria oder Typhus. Zudem fehlen vielen Bewohnerinnen und Bewohnern stabile und regensichere Unterkünfte. Oft folgen auf monatelange Dürren schwere Überschwemmungen, unter denen die Menschen besonders leiden, wenn sie auf den schlammigen und nassen Böden schlafen müssen.

Als Nyamojwok Obac Akany endlich Kodok erreichte, erfuhr sie, dass ihre Tante Bakitha Awad Deng mit ihren vier Kindern ebenfalls hierhin geflohen war. Auch sie hatte ihren Mann in den Kriegswirren im Sudan verloren. Obwohl sich die Frauen vorher nicht kannten und Bakitha Awad Deng nur eine kleine, unbefestigte Hütte als Zuflucht für ihre Kinder hatte, nahm sie ohne zu zögern ihre schwangere Nichte und die kleine Gimsa bei sich auf. „Ich war in derselben Situation, als ich von einer Freundin am Flussufer von Kodok empfangen wurde. Ich sagte Nyamojwok, dass wir zusammenbleiben könnten, genauso wie ich Unterstützung erhalten hatte. Also habe ich sie aufgenommen,“ beschreibt die 37-Jährige ihre Entscheidung.

Auch die Nachbarinnen erklärten sich bereit zu helfen und teilten ihre wenigen Nahrungsmittel mit den Neuankömmlingen. In den ersten Wochen schlief Bakitha Awad Deng am Eingang der Hütte, um ihre Nichte und die Kinder nachts vor Eindringlingen zu schützen. Eine Tür gab es nicht. Während sich einige Hilfsorganisationen aufgrund der schwierigen Bedingungen und fehlender Mittel aus Kodok zurückziehen, helfen die Schwestern des indischen Ordens Society of Daughters of Mary Immaculate (DMI) der einheimischen Bevölkerung und den geflohenen Menschen rund um die Uhr.

Sie sind langjährige Partnerinnen von Caritas international und setzen sich unter dem Leitsatz „Hinsehen, wo andere wegschauen” für die Menschen in Kodok ein – oft auf Kosten der eigenen Gesundheit. Die Abgeschiedenheit des Ortes stellt die DMI-Schwestern vor enorme organisatorische Herausforderungen. Die Versorgung mit Lebensmitteln und Baumaterialien für die Hilfsprogramme ist viel aufwendiger und komplexer als üblich. Eine Lebensmittelverteilung braucht von der Planung bis zur Umsetzung derzeit ungefähr drei Monate. Da es keine Straßenverbindung nach Kodok gibt, muss alles, was die Menschen zum Leben brauchen, über den Weißen Nil angeliefert werden.

Bis zum Kriegsausbruch konnten die Bewohnerinnen und Bewohner Lebensmittel und Baumaterial im Sudan erwerben. Seit die Grenzen geschlossen wurden, ist die Stadt von der Außenwelt mehr oder weniger abgeschnitten. Als die DMI-Schwestern erfuhren, unter welchen Umständen die beiden Frauen leben mussten, nahmen sie auch Nyamojwok Obac Akany in ihr Hilfsprogramm auf. So bekam die Familie von den DMI-Schwestern Material und fachmännische Unterstützung, um ein zusätzliches, regendichtes Zuhause neben der alten Hütte zu errichten.

Die neue Unterkunft hat eine Tür, die sich von innen verriegeln lässt – endlich können alle beruhigt schlafen. Im August kam dann Gimsas kleine Schwester Judit gesund zur Welt. Sie wurde nach einer der Ordensschwestern benannt. Nyamojwok Obac Akany organisiert den Haushalt, bereitet die Schlafplätze vor und kümmert sich um die Kinder, während ihre Tante versucht, durch Kleinhandel Geld für die Familie zu erwirtschaften.

Bald möchte auch Nyamojwok Obac Akany wieder arbeiten, damit es der Familie besser geht. Mit den Nahrungsmittelhilfen des Schwesternordens konnte sie die schwierigste Zeit überbrücken. Nun schöpft sie langsam wieder Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Diese und die vielen weiteren Hilfsprojekte von Caritas international sind nur durch Spenden von Menschen aus Deutschland möglich. So kann Caritas international ihre Partnerorganisationen langfristig und verlässlich unterstützen – und dadurch Menschen in größter Not Perspektiven und Hoffnung schenken.

Schenken Sie Menschen im Südsudan eine Perspektive!

Spendenkonto
Caritas international
IBAN: DE88 6602 0500 0202 0202 02
BIC: BFSWDE33XXX

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