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Das Schicksal von Spaltmädchen in Indien

Mysore, Indien: Im St. Josephs Hospital findet ein Workshop für Sprachtherapeuten und Logopäden statt. Vijaya, eine junge zierliche Frau aus dem Publikum, geht vor zum Mikrofon und kündigt mit sanfter aber klarer Stimme den nächsten Referenten an. Es ist der Chirurg Dr. Manu Prasad, der über die Behandlung von Patienten mit Lippen-Kiefer-Gaumenspalten spricht.

Er betont, wie wichtig frühzeitig durchgeführte Operationen und Folgebehandlungen sind. Dann zeigt er das Foto einer Patientin, die jahrelang unter ihrer Entstellung leiden musste und erst sehr spät die notwendige Operation bekam. Bei den Untersuchungen saß sie immer mit gesenktem Kopf vor ihm und konnte nur unverständliche Laute von sich geben.

Sie konnte nicht richtig essen, sprechen und wurde gemieden.

Ein unendlich trauriges Mädchen, das sich vor Scham am liebsten unsichtbar gemacht hätte. Dann fragt Dr. Prasad das Publikum: „Habt ihr gemerkt, dass die junge Frau, die mich vorgestellt hat, diese Patientin war?“ Alle Augen blicken auf Vijaya, die etwas verlegen lächelt. Ja, sie war dieses Mädchen! Geboren mit einer Lippen-Kiefer-Gaumenspalte und aufgewachsen in einer mittellosen Familie schien ihr grausames Schicksal besiegelt.

Sie konnte nicht richtig essen, kaum sprechen und wurde wegen ihres Aussehens gemieden. Erst als Vijaya ein Teenager ist und ihre Familie von den kostenlosen Operationen erfährt, wendet sich das Blatt. Zweimal wurde sie im Spaltzentrum des St. Josephs Hospital operiert und bekam zudem kieferorthopädische Behandlungen und eine Sprachfunktionstherapie. Heute geht Vijaya, die ihre Zahnspange mit Stolz trägt, sogar auf ein College und ist unendlich dankbar für ihr neues Leben.

Eine bessere Zukunft für ihre Tochter wünscht sich auch die Mutter von Lakshmi. Das Mädchen ist ein sogenanntes „tribal girl“ aus einer Adivasi Familie, die in den ausgedehnten Wäldern der Region Coorg lebt. Adivasi werden die benachteiligten indischen Ureinwohner genannt, die keine Kasten kennen, sondern in Stämmen leben.

Sie haben kaum Zugang zu Bildung und medizinischer Versorgung. Lakshmi bekam die entscheidende Operation erst im Alter von fast neun Jahren. Sie war nie zuvor in einem Krankenhaus, doch legte sie ihre Scheu schnell ab. Und das Ergebnis machte Mutter und Tochter gleichermaßen glücklich.

Spaltkinder aus ärmsten Verhältnissen brauchen dringend Beistand

Der hübschen, mittlerweile fünfjährigen Janitha blieben Mangelernährung, Ausgrenzung und jahrelange Hänseleien erspart. Sie hatte Glück, dass sie bereits als Baby zu Dr. Prasad gebracht und von ihrer Entstellung befreit wurde.

Zuerst bekam sie den Verschluss der Lippenspalte und einige Monate später wurde auch ihre Gaumenspalte operiert. Das kleine Mädchen hat nun alle Chancen, ohne Einschränkungen groß zu werden und ein normales Leben zu führen.

Spaltkinder aus ärmsten Verhältnissen brauchen dringend Beistand: Unterernährt, stigmatisiert und häufig ausgeschlossen vom Schulbesuch, haben die betroffenen Kinder sonst kaum eine Chance im Leben. Vor allem Mädchen droht die Verstoßung, da sie wegen ihrer Entstellung nicht oder nur mit einer ruinös hohen Mitgift verheiratet werden können.

 


 

Die Deutsche Cleft Kinderhilfe e.V. hilft Spaltkindern weltweit. Denn viele Eltern könnten sich die Operation ihres Kindes nie leisten. In Indien operieren hochqualifizierte einheimische Spaltchirurgen ganzjährig in mittlerweile 16 Behandlungszentren.

Wenn immer möglich und medizinisch indiziert, werden auch kieferorthopädische Maßnahmen, Zahnbehandlungen, muskuläre Funktionstherapie und Sprachtherapie durchgeführt.

Spendenkonto
Deutsche Cleft Kinderhilfe e.V.
IBAN: DE46 2512 0510 0008 4842 00
Verwendungszweck: Spaltmädchen

www.spaltkinder.org

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